Karten Ostpreußen, Königsberg
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Unter einer Nachbildung des im Krieg zerstörten preußischen Adlers, der seinerzeit in Königsberg am Eingang die Kunden begrüßte, v.l.n.r.: Christian Frhr. v. der Leyen, Reinhard August, Jan Wiesemann, Jörn Pekrul, Christoph M. Stabe
Foto: Christoph M. StabeUnter einer Nachbildung des im Krieg zerstörten preußischen Adlers, der seinerzeit in Königsberg am Eingang die Kunden begrüßte, v.l.n.r.: Christian Frhr. v. der Leyen, Reinhard August, Jan Wiesemann, Jörn Pekrul, Christoph M. Stabe

Verlagsjubiläum

Festliche Matinée für Königsberg

Der „Preußen-Kurier“ gratuliert Gräfe und Unzer zum 300. Geburtstag

Christoph M. Stabe und Rainer Claaßen
09.09.2022

Am 20. Juli 1722 wurde vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. die Erlaubnis zur Eröffnung einer Buchhandlung in Königsberg erteilt, die zu einem Verlag mit Weltgeltung werden sollte: „Gräfe und Unzer", in Königsberg zuletzt am Paradeplatz, Hausnummer 6, gegenüber der Universität.

Die Buchhandlung wurde zu einem wesentlichen Faktor im „Königsberger Jahrhundert" der Aufklärung, und einer ihrer prominentesten Autoren war Immanuel Kant. Er lebte 1766 im selben Hause und schätzte den kurzen Weg zum gedruckten Wissen, das ihn der damalige Geschäftsführer Johann Jakob Kanter gerne und kostenlos studieren ließ. Die Offenheit für Wissen, Sprache und Kultur jenseits ideologischer Sperren wurde bei Gräfe und Unzer stets gepflegt, und so entstand im frühen 20. Jahrhundert in Königsberg das „Haus der Bücher", das auf sechs Etagen Bücher aus allen Fach- und Lebensbereichen anbot. Es war das größte Buchhandelshaus auf dem europäischen Kontinent.

Zum 300. Geburtstag von Gräfe und Unzer hat die Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen dieses Jubiläum in ihrer Mitgliederzeitschrift „Preußen-Kurier" (Ausgabe 2/2022) ausführlich gewürdigt. Jörn Pekrul, der Leserschaft des Ostpreußenblattes durch seine „Königsberger Wanderungen" bekannt, erzählt die Geschichte des Hauses und bettet sie ein in die Buchkultur seit der Zeit, als der Deutsche Orden in das Land kam. Als erste Träger der literarischen Bildung in Ostpreußen verfügten die Ordensburgen über einen beeindruckenden Schatz von Büchern, die zu ihrer Zeit auch getauscht und gehandelt wurden. Die Geschichte endet mit den Luftangriffen auf Königsberg im August 1944, als auch das „Haus der Bücher" in Königsberg vernichtet wurde; bis auf ein Buch, das man tief unten in den Trümmern fand. Es war zwar angekohlt, aber immer noch brauchbar, und trug den Titel: „Aus Alt wird neu". Im übertragenen Sinne der Zeit konnte dieser Titel auch als ein Hinweis auf den ureigenen Wesenszug des ost- und westpreußischen Menschen verstanden werden: Selbst im Untergang, inmitten von Tod und Verzweiflung, ist Selbstaufgabe keine Option. Gräfe und Unzer zog nach dem Krieg nach München. Das Haus entwickelte sich mit seinen GU-Büchern zum größten Ratgeberverlag in Deutschland und verkauft seine Bücher über Lizenzen weltweit.

Anlässlich der Veröffentlichung im „Preußen-Kurier" lud der Verlag Gräfe und Unzer zu einem Empfang ein, der am 26. August in München stattfand. Seitens der LOW Bayern waren der Landesvorsitzende Christoph M. Stabe, der gebürtige Königsberger Christian Freiherr v. der Leyen von der Ost- und Westpreußenstiftung in Oberschleißheim, Reinhard August aus Rosenheim, LOW-Regionalvertreter für Oberbayern, sowie der aus Berlin angereiste Autor Jörn Pekrul, der zugleich auch Vorstandsmitglied der Stadtgemeinschaft Königsberg in Preußen ist, anwesend. Von der Führungsebene des Verlagshauses wurden die Gäste von Jan Wiesemann im „Königsberger Kabinett", einem Erinnerungsraum bei Gräfe und Unzer, begrüßt. Nach einer Vorstellung der LOW Bayern durch Stabe wurden gemeinsam historische und zeitgenössische Ausgaben herausragender Bücher betrachtet sowie einige Erinnerungsstücke aus Königsberg, die die Stürme der Zeit überdauert haben, besichtigt.

Hierzu konnte Pekrul seitens der LOW Bayern ein Exponat hinzufügen, das an eine Lehrmittelschau erinnert, die 1904 von Gräfe und Unzer im Königsberger Tiergarten veranstaltet wurde. Es ist eine Tasse, die von der Restauration des Tiergartens serviert wurde. Eine ideelle Kostbarkeit, die die LOW Bayern als Aufmerksamkeit neben einigen weiteren Königsberger Preziosen überreichte. In den nachfolgenden Gesprächen konnten die Besucher aus der heimatlichen Kultur und Geschichte interessante Erinnerungen weitergeben und erhielten dafür einen Einblick in das moderne Verlagshaus Gräfe und Unzer. Das Haus ist seiner Herkunft treu geblieben und erzielt mit seinem traditionellen „Denken vom Kunden her" auch heute noch Erfolge.

• Der „Preußen-Kurier" kann bei der LOW Bayern bestellt werden per E-Mail: info@low-bayern.de, postalisch: LOW, Landesgruppe Bayern e.V., Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg. Der Bezug ist kostenlos, um eine Spende wird höflich gebeten.