In Allenstein kamen die jungen Ostpreußen zu ihrem traditionellen Adventstreffen an einem neuen Veranstaltungsort zusammen
Auch in diesem Jahr wurde die langjährige Tradition der Adventstreffen des Bundes Junges Ostpreußen (BJO) im südlichen Ostpreußen fortgesetzt. Zwar an einem neuen Ort und mit geänderter Organisation, aber mit denselben Freunden und der großen ostpreußischen Familie, die diese Veranstaltung für die Gäste so anziehend machen. Quartier für die Begegnung zum ersten Advent, vom 28. November bis zum 1. Dezember, war diesmal das Hotel „Best Western" in Allenstein.
Manchmal zwingen einen widrige äußere Umstände zu gravierenden Änderungen. Das konstatierte in seiner Begrüßung zur Adventsfeier am Sonnabend-Abend Christoph Stabe, der Vorsitzende der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen (LOW), die als Veranstalter die Organisatoren des BJO mit Fritz Mudzo und Rafael Brutzki an der Spitze unterstützt: „Anfang des Jahres mussten wir uns auf die Suche nach einer neuen Unterkunft machen, denn das Hotel ,Sajmino' in Buchwalde gibt es nicht mehr. Geben wir diesem Hotel, geben wir dieser Stadt Allenstein eine Chance." Allenstein ist eine Rückkehr zu den Wurzeln, denn das erste Adventstreffen fand dort statt, bevor es nach Osterode verlegt wurde.
Erkunden des neuen Ortes und seiner Möglichkeiten
Ein positiver Aspekt von Allenstein für die Organisatoren ist die nahe dem Hotel gelegene Altstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten, die zur Erkundung einlädt. „Mit den neuen Mitteln der Technik lässt sich das heutige Straßennetz über eine Landkarte von 1925 legen", so Rafael Brutzki, „dann findet man die Punkte, beantwortet Fragen, macht ein Selfie und gewinnt das Stadtspiel."
Einfacher gesagt als getan, wenn man mit kleineren Kindern unterwegs ist, zumal die Konkurrenz nicht schläft. Sieger wurde Lokalmatador Alexander Bauknecht, auf Platz zwei landete Pia Lingner-Böld von der LOW, die mit ihrem Mann Wilhelm Böld seit vielen Jahren quasi das Schutzengel-Paar des BJO-Adventstreffens bildet und gemeinsam mit ihm jedes Jahr dabei ist.
Ein weiteres Plus der Stadt ist das Haus Kopernikus, der Sitz der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM). Es half vor allem dabei, ein organisatorisches Problem aus der Welt zu schaffen: das Backen der Plätzchen für den Adventsabend. Die Küche im „Sajmino" hatte den Ofen dafür bereitgestellt, im neuen Quartier war das nicht möglich. Also öffnete die AGDM die Türen ihrer Küche für die jungen Bäcker – und am Abend davor den Innenhof mit einem Lagerfeuer auf großen Feuerpfannen und einer Besichtigung des Hauses.
Lukas Scheller aus Beuthen in Oberschlesien, der zum vierten Mal dabei war, leitete das Backen und war mit den Umständen zufrieden: „Es ist kein Hotel-, sondern ein ganz normaler Backofen, aber wir hatten unsere Freiheit. Wie letztes Mal geplant, haben wir unter anderem traditionell ostpreußische Pfeffernüsse und Honigkuchen gezaubert."
Die neuen Rahmenbedingungen schmerzten auch an einem anderen Punkt, wie einige langjährige Teilnehmer meinten. Die traditionelle Feuerzangenbowle, die am Adventsabend den Übergang vom offiziellen zum gemütlichen Teil markiert, musste aus Gründen des Feuerschutzes Glühwein und Kinderpunsch weichen. Das Team um Damian Kardymowicz, das für die Zubereitung der Bowle zuständig war, musste sich also eine andere Betätigung suchen. Davon gab es genug: Tanztraining unter der Anleitung von Dorota Cieklińska von der Tanzgruppe „Saga" aus Bartenstein, die ihren Schützlingen zwei Tänze für den Adventsabend beibrachte, musikalische Vorbereitung auf den Abend mit Lisa Bednarz sowie Rüdiger Stolle mit seiner Tochter Dagmar, die Suche nach der idealen Tischdekoration beim Basteln mit Danuta Niewęgłowska, der Mutter von Dorota, oder den Anschluss an das Team der Kinderbetreuung unter Julia Kotowski von der AGDM.
Besser? Schlechter? Anders!
Dass dieses Team notwendig war und acht jüngere Kinder zu betreuen waren, zeigt ebenso wie zwei Kinderwagen mit den Jüngsten, deren Eltern selbst noch vor Kurzem eifrig mitorganisiert hatten, dass das Adventstreffen weitergeht. „Es sieht so aus, dass Ostpreußen lebt", zitierte die BJO-Vorsitzende Ingrun Renker bei der Feier den Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) Stephan Grigat, der es im zweiten Jahr in Folge geschafft hatte, persönlich vor Ort zu sein. Die Kinderbetreuung ermöglichte den Eltern aber auch, aktiv teilzunehmen. Es ist nämlich nicht ganz so einfach, mit einem Kind auf dem Schoß oder auf dem Arm zu tanzen oder Tischdekoration zu schneiden, zu kleben und zu bemalen.
An einem anderen organisatorischen Punkt schieden sich allerdings die Geister. Das zentral gelegene Hotel „Best Western" ist im Allgemeinen auf andere Kunden zugeschnitten als eine solch große Gruppe. Die einzelnen Aktivitäten verteilten sich daher anders als bisher auf verschieden kleine Konferenzräume. „Ein Vorteil ist, dass wir konzentrierter arbeiten können", meinte Danuta Niewęgłowska, „andererseits fehlt der fröhliche Trubel der Atmosphäre im Hintergrund." Dabei ist die Diskussion nicht neu; bereits in den Vorjahren war die Alternative „ein großer Saal oder mehrere kleine Zimmer" ein ständiges Thema.
Lukas Scheller brachte es auf den Punkt: „Man kann die Orte ändern, einmal in Osterode sein, einmal in Allenstein. Aber es geht für mich immer um die Leute. Wenn diese tollen Leute, meine Freunde, dabei sind, dann fühle ich mich wohl." Genau darum geht es doch beim Adventstreffen des BJO: um die Begegnung, die Integration, das gemeinsame Wohlfühlen – wie eine große, friedliche Familie in der Adventszeit. Das ist einmal mehr gelungen. Also: Geben wir dem neuen Ort eine Chance, wie Christoph Stabe gesagt hat.